Pressemitteilung 1/08
vom 28. Februar 2008
Wissenschaft off-line — erste negative Auswirkungen der Urheberrechtsnovelle
Seit Januar 2008 ist das neue Urheberrechtsgesetz in Kraft. Eigentlich
sollte das Gesetz die Rechte der Urheber und damit auch die Rechte der
wissenschaftlichen Autoren in der Informationsgesellschaft
stärken. Genauer betrachtet, füllt das novellierte
Urheberrecht aber vor allem die Kassen der Verlage, schränkt die
Informationsversorgung für Wissenschaft und Bildung deutlich ein,
macht sie umständlicher und deutlich teurer.
Stopp aller elektronischen Lieferungen bei Subito
Am Beispiel des Dokumentlieferdienstes Subito, einem Zusammenschluss
mehrerer deutscher, schweizerischer und österreichischer
Bibliotheken, der Endkunden direkt mit Kopien aus Büchern und
Zeitschriften beliefert, zeigt sich, dass der Service deutliche
Einschnitte erfährt.
Konnten im Jahre 2007 noch ca. 1,5 Mio Bestellungen vornehmlich
über den elektronischen Lieferweg an Wissenschaftler und
Studenten verschickt werden, so wurde mit dem Inkrafttreten des
novellierten Urheberrechtes zum 1.1.2008 die elektronische Versendung
komplett eingestellt und auf Post- und Faxversand beschränkt.
Das Urheberrechtsgesetz räumt zwar grundsätzlich eine
elektronische Belieferung ein, knüpft diese aber an die
Bedingung, dass nur dann ein elektronisches PDF-Dokument versendet
werden darf, wenn der Verlag kein eigenes, offensichtliches
elektronisches Angebot zu angemessenen Preisen bereit hält.
Ansonsten erlaubt es nur noch den Post- und Faxversand.
Fest steht, dass es für Teile der von den Subito-Bibliotheken
angebotenen Dokumente elektronische Verlagsangebote gibt.
Da Subito bereits in der Vergangenheit von den Verlagen verklagt
worden ist (Klage vor dem Bundesgerichtshof) und das novellierte
Urheberrechtsgesetz die Position der Verlage einseitig stärkt,
hat Subito zunächst einmal die elektronische Lieferung
eingestellt und faktisch damit sich selbst und die Kunden
ausgebremst!
Knebelverträge der Verlage
Um weiteren gerichtlichen Auseinandersetzungen vorzubeugen,
schließt Subito zurzeit Verträge mit den deutschen
Verlagen, damit eine elektronische Versendung wieder aufgenommen
werden kann.
Die eindeutig bessere Verhandlungsposition haben dabei die Verleger,
da ihnen das Urheberrecht große Handlungsspielräume
eröffnet. Das Ergebnis sind Knebelverträge mit großen
Nachteilen für die Wissenschaft:
- Die Verlage verlangen für über Subito gelieferte
elektronische Dokumente gesonderte Lizenzgebühren. Die Preise
steigen mit jedem Jahr.
- Restriktive Regelungen sehen vor, dass jede Lieferbibliothek ab
Juli 2009 innerhalb von 12 Monaten höchstens 10 Kopien aus einer
einzelnen Zeitschrift versenden darf. Weitere Lieferungen sind
möglich, wenn man bereit ist, eine höhere Lizenzgebühr
zu zahlen.
- Außerdem wird Subito verpflichtet, allumfassende
Nutzungsstatistiken einschließlich personenbezogener Daten an
die Verlage zu liefern, damit diese zur Optimierung ihrer
Verlagsstrategien verwenden werden können.
- Digitale Kopien werden zudem mit einer DRM-Sperre versehen: die
Dokumentdatei kann nur wenige Male aufgerufen werden, bevor die Sperre
jede weitere Nutzung blockiert.
Informationsversorgung wird erheblich teurer
- Die Preise, die Wissenschaftler für die Beschaffung von
wichtigen Dokumenten zahlen müssen, wenn sie auf eine schnelle
und verlässliche elektronische Lieferung durch Subito setzen,
verdoppeln sich, ohne dass sie einen Mehrwert erhalten.
- Die Arbeitsbelastung durch den Dokumentlieferdienst bleibt den Bibliotheken.
- Das zusätzliche Geld wandert ausschließlich zu den Verlagen.
- Die Autoren gehen leer aus, da die VG-Wort von den Verlagen nicht an den Subito-Einnahmen beteiligt wird.
Die öffentliche Hand wird dreimal zur Kasse gebeten
Alles in allem bezahlt die öffentliche Hand für die wissenschaftliche Informationsversorgung dreifach:
- Sie finanziert über die Bibliotheken den Ankauf von Zeitschriften und Büchern;
- Sie finanziert mit Steuergeldern die Arbeit der Wissenschaftler und oft über Druckkostenzuschüsse auch die wissenschaftlichen Publikationen;
- Sie finanziert die Mehrkosten für die Dokumentlieferung.
Hat das der Gesetzgeber gewollt?
Das Aktionsbündnis "Urheberrecht für Bildung und
Wissenschaft" plädiert für die erneute Novellierung des
Urheberrechts. Ein sogenannter 3. Korb ist unumgänglich.
Die Interessen von Wissenschaftlern und Studierenden müssen
nachdrücklich berücksichtigt werden und machen eindeutige
Schrankenregelungen des Gesetzes notwendig.
Aktionsbündnis Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft
Das Aktionsbündnis ,,Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft"
(http://www.urheberrechtsbuendnis.de/) wurde 2004 im Zusammenhang mit
der Novellierung der Urheberrechtsgesetzgebung in Deutschland
gegründet. Das Aktionsbündnis setzt sich für ein ausgewogenes
Urheberrecht ein und fordert für alle, die zum Zweck von Bildung und
Wissenschaft im öffentlichen Raum tätig sind, den freien Zugang zur
weltweiten Information zu jeder Zeit von jedem Ort. Grundlage des
Aktionsbündnisses ist die Göttinger Erklärung zum Urheberrecht für
Bildung und Wissenschaft vom 5. Juli 2004. Diese Erklärung wurde
unterzeichnet von sechs Mitgliedern der Allianz der
Wissenschaftsorganisationen (Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der
angewandten Forschung e.V., Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher
Forschungszentren e.V., Hochschulrektorenkonferenz,
Max-Planck-Gesellschaft, Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm
Leibniz e.V. und Wissenschaftsrat), von über 350 wissenschaftlichen
Fachgesellschaften, Informationseinrichtungen und Verbänden sowie von
mehr als 6.700 Einzelpersönlichkeiten. Sprecher des Aktionsbündnis sind
Prof. Dr. Kuhlen (Konstanz), Dr. Müller (Heidelberg), Dr. Sepp
(Kassel). Weitere Informationen über Nachfrage an: rainer.kuhlen at
uni-konstanz.de, hmueller at mpil.de und sepp at physik.uni-kassel.de.
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Next Relevant Dates |
6. November 2020
Jahrestagung des Aktionsbündnisse (online)
Ein Status-Überblick zum Urheberrecht — national und in Europa
Programm und Anmeldung
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News |
April 6th 2021
The coaltion of action takes a position on the "draft law to adapt copyright law to the requirements of the digital single market".
Opinion of April 6, 2021 on the Draft Law.
Opinion of Februar 22, 2021 on the Draft Law.
Opinion of November 6, 2020 on the Draft Bill.
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October 7th 2020
Published by de Gruyter:
Rainer Kuhlen, „Die Transformation der Informationsmärkte in Richtung Nutzungsfreiheit — Alternativen zur Als-ob-Regulierung im Wissenschaftsurheberrecht“.
Online unter DOI: 10.1515/9783110693447
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February 28th 2018
UrhWissG comes into force — not a big progress, but greater legal certainty and some improvements
(Press Release)
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November 20th 2017
All presentations given at our anual meeting on November 8, 2017 are available online:
(Presentations).
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June 7th 2017
The copyright reform (UrhWissG) was passed — facilitation, but no reason to cheer
(Press Release)
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June 26th 2017
An appeal to the German Bundestag: The UrhWissG has to be passed without restrictions within this legislative period.
The Coalition for Action calls on the two chairmen of the CDU/CSU and of the SPD, Volker Kauder and Thomas Oppermann,
to release the governmental draft for the German Copyright Act for the vote in the Bundestag, and then
we call the members of the Bundestag to eatablish the law without restrictions.
(Press Release)
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May 22nd 2017
FAZ, you can not win this fight — distorted journalism in terms of copyright by publisher and managing director of FAZ newspaper
The action alliance criticizes the open letter of the editors and managing directors to the German Bundesrat of 12.5.2017 and of the 18.05.2017 to the deputies of the German Bundestag.
Through these letters the "makers" of the newspaper try to exert pressure on the legislature. This behavior can only be described as unusual and extremely dubious.
(Press Release)
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May 10th 2017
Der Bundesrat sollte sich nicht von den Untergangsszenarien des Börsenvereins blenden lassen.
Wir haben in einer Stellungnahme an den Bundesrat diesen aufgefordert, den Gesetzesentwurf zum
„Urheberrechts-Wissensgesellschafts-Gesetz — UrhWissG“ anlässlich seiner Plenarsitzung am
12. Mai 2017 nicht aufzuhalten, sondern im Prinzip zu unterstützen.
(Press Release).
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April 27th 2017
Die Zeit drängt: Bildung und Wissenschaft brauchen eine Reform des Urheberrechts!
Wir unterstützen weiter den vom Bundeskabinett beschlossenen Gesetzentwurf für eine Reform des Urheberrechts, jedoch
bedauern wir die Verschlechterungen des Regierungsentwurfs im Vergleich zum Referentenentwurf.
(Press Release)
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February 14th 2017
We make you aware that on the website
www.publikationsfreiheit.de is being tried, to manipulate
the public and in particular the authors in education and science with incorrect claims in favor of
publishers' interests.
(Press Release).
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January 24th 2017
The way has not yet come to an end — but the direction is right
The Coalition for Action sees in the draft bill for a "Copyright Law Knowledge Society Act —
UrhWissG" from the ministry for justice an important step in the direction of an education and science-friendly copyright law.
(Press Release)
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December 21st 2016
The road to the One General Exception for Education and Research (ABWS) should now be free now & mdash; Go ahead, Minister Maas!
(Press Release).
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December 15th 2016
KMK, VG Wort and HRK must finally create clarity
The joint press release of KMK, VG Wort and HRK from 9 December 2016 is a source of uncertainty and confusion in the universities.
What should actually be done with the electronic semester apprentices from 1 January 2017? Further is currently
deleted or placed texts invisible. There is a need for action!
(Press Release)
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December 12th 2016
And they seem to still be able to move - KMK and VG-Wort. And the university rector conference (HRK) is now on board.
However, the transitional regulation from the beginning of 2017 is still unclear.
Debt to the present obvious disaster around the framework
contract to § 52a UrhG is ultimately the intolerable delay tactics of the policy.
(Press Release).
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November 23rd 2016
Folder with our recommendations for dealing with the framework contract between KMK and VG-Wort to § 52a UrhG has been published.
(Press Release)
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November 16th 2016
Offener Brief an den Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz Heiko Maas: „Bitte lassen Sie den Schleier von
diesem verdeckten Objekt [dem Entwurf einer Bildungs- und Wissenschaftsschranke im Urheberrecht] wegreißen!
Der Öffentlichkeit ist das Spiel mit Andeutungen nicht länger zuzumuten.“
(Letter).
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older news is available from our archive |
Publications |
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All presentations given at our anual meeting von November 8, 2017 are online available:
-
Was wissen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
über ihre Urheberrechte,
wie handeln sie, und was wünschen sie?
- Studie im Auftrag des Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft e.V.
-
Folder with our recommendations for dealing with the framework contract between KMK and VG-Wort to § 52a UrhG
- Version: 22 November 2016
- Format: A4 duplex
-
Folder on our Current Demands
- Version: August 2015
-
Folder on a Comprehensive Copyright Clause in Support of Education and Science
- Version: August 2015
-
Folder on the Right for a Second Publication for Scientific Articles
- Version: July 2015
-
Information als Vitamin für Innovation: Schranken oder Lizenzen für Forschung und Lehre?
- Compilation for the annual meeting on October 10, 2013
-
Breite Unterstützung für eine umfassende Verbesserung des Urheberrechts für Bildung und Wissenschaft
- Evaluation of a survey and policy implications, September / October 2011
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Relevant Links |
facebook page of the Coalition
IUWIS
project is developing a social networking for the topic of copyright in
education and research.
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