Pressemitteilung 04/13
vom 5. September 2013
Zweitverwertungsrecht ja, aber nicht so, wie es die Bundesregierung will — Bundesrat sollte das abblocken
Das Aktionsbündnis Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft hat den Bundesrat aufgefordert, dem Gesetz zur Präzisierung eines Zweitverwertungsrechts durch Änderung von § 38 UrhG nicht zuzustimmen. Das Aktionsbündnis fordert den Bundesrat auf, konsequent bei seiner im Interesse der Länder liegende Politik zu bleiben, insbesondere nicht die Ausklammerung der „normalen Hochschulforschung” aus dem Gesetz hinzunehmen. Das an die Beschlussfassung leider gekoppelte Gesetz für den Umgang mit verwaisten Werken wäre damit zwar jetzt auch ausgesetzt; aber seine endgültige Verwirklichung würde sich angesichts des großen Konsenses in den Parteien nur zeitlich geringfügig verzögern.
Der Bundesrat hat sich seit 2006 immer wieder und konstruktiv mit dem Zweitverwertungsrecht für wissenschaftliche AutorInnen auseinandergesetzt und hat vor allem die entscheidende Forderung in die politische Diskussion eingebracht, dass dieses Recht nicht durch Verträge mit den Verlagen abbedungen werden kann. Das Aktionsbündnis geht weitgehend konform mit den Vorstellungen des Bundesrats.
Nicht zuletzt im Mai diesen Jahres hat der Bundesrat einem Antrag des Landes Baden-Württemberg entsprochen und sich auf die Einführung eines Zweitveröffentlichungsrechts verständigt, das für alle öffentlich finanzierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gelten soll.
Nach dem Vorschlag der Bundesregierung und des Bundestags gilt das neue Recht aber nicht für mit Grundmitteln betriebene Forschung an den Hochschulen, sondern nur für Arbeiten, die aus zu mehr als 50% mit öffentlichen Drittmitteln geförderter Forschung oder aus der außeruniversitären institutionellen Forschung hervorgegangen sind. Die „Herausnahme des gesamten an Hochschulen beschäftigten wissenschaftlichen Personals”, so der Bundesrat, dürfe nicht Gesetz werden. Nur die Einführung eines Zweitverwertungsrechts im Sinne des Bundesrats sei ein „wichtiger Meilenstein in Richtung auf ein wissenschafts- und hochschulfreundlicheres Urheberrecht”.
Das Aktionsbündnis hat den Bundesrat aufgefordert, von der Möglichkeit Gebrauch zu machen, den Vermittlungsausschuss anzurufen — auch im Bewusstsein, dass dies nach aller Wahrscheinlichkeit dazu führen wird, dass es in dieser Legislaturperiode aus zeitlichen Gründen nicht mehr zu einem Gesetz in dieser Sache kommen wird — auch im Bewusstsein, dass damit die an sich positiv einzuschätzende Regelung für die verwaisten Werke ebenfalls nicht mehr in dieser Legislaturperiode Gesetz werden kann. Die Bundesregierung hat leider die verschiedenen Gesetzesteile in einem Paket gebündelt, so dass eine Einzelabstimmung darüber offenbar nicht möglich ist.
Wenn ein Auftrennen nicht möglich sein sollte, fordert das Aktionsbündnis den Bundesrat auf, dem Gesamtpaket nicht zuzustimmen.
„Eine Verzögerung bei der Regelung für verwaiste Werke könnte”, so der Sprecher des Aktionsbündnisses Prof. Rainer Kuhlen, „in Kauf genommen werden, da in der nächsten Legislaturperiode eine sehr gute Chance besteht, dass eine neue Regierung, in welcher Konstellation auch immer, dieses Gesetzesvorhaben erneut und erfolgreich auf den Weg bringt — zum einen wegen des breiten Konsenses in den Parteien darüber und weil auch die Vorgabe der EU-Richtlinie für die verwaisten Werke in deutsches Recht umgesetzt werden muss. Dafür besteht noch ausreichend großer zeitlicher Spielraum. Auch bei den anderen Teilen des Gesamtpakets könnte eine Verzögerung ohne größeren Schaden in Kauf genommen werden.”
Das Aktionsbündnis ist der Ansicht, dass eine Ablehnung des Gesetzes in der jetzigen Form keineswegs als Blockierungspolitik zu interpretieren sei, sondern im Interesse der Länder als Träger der Hochschulen liegt. „Ein Zweitverwertungsrecht für alle”, so Prof Kuhlen, „würde die Autonomie auch der an den Hochschulen Forschenden stärken und würde auch zur Entlastung der Haushalte der Länder beitragen.”
Die Glaubwürdigkeit des Bundesrats steht bei dieser Angelegenheit auf dem Spiel. Das Aktionsbündnis hat den Bundesrat und vorher seine beteiligten Ausschüsse aufgefordert, konsequent bei seinen bisherigen Positionen zu bleiben.
Ein in der jetzigen Version verabschiedetes Zweitverwertungsrecht bliebe auf unabsehbare Zeit Gesetz und wäre für die Wissenschaft weitgehend unbrauchbar, ja behindernd. Das Gesetz schlösse nicht nur einen Großteil der WissenschaftlerInnen aus, sondern ist auch in anderen Teilen unbrauchbar und eher ein Schritt rückwärts: Beiträge außerhalb von Zeitschriften sind nicht berücksichtigt; die Frist, nach der das Recht in Anspruch genommen werden kann, ist mit 12 Monaten viel zu lang; das Recht gilt nur für die Version der Werke in der Autorenversion, nicht in der zitierbaren Verlagsversion.
Nicht zuletzt hat sich die Bundesregierung vor der Frage gedrückt, inwieweit das Recht auch ein institutionelles Recht der die Autoren tragenden Organisationen sein soll und ob die öffentlichen Förderorganisationen eine verbindliche Inanspruchnahme des Zweitverwertungsrechts zugunsten von Open Acccess verlangen sollen.
Eine Ablehnung des Bundesrats zum jetzigen Zeitpunkt eröffnet die Chance, in der nächsten Legislaturperiode das Zweitverwertungsrecht neu zu formulieren und in einer größeren Kontext zu stellen, nämlich inwieweit die Öffentlichkeit ein Recht darauf hat, dass das mit öffentlichen Mitteln geförderte Wissen für alle frei und offen zugänglich ist.
Aktionsbündnis „Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft”
V.i.S.d.P. Prof. Dr. Rainer Kuhlen (Sprecher)
The Coalition for Action "Copyright for Education and Research"
(http://www.urheberrechtsbuendnis.de/) was founded in 2004 in connection with
the amendment of copyright legislation in Germany. The Coalition for Action
lobbies for a balanced copyright and demands free access to worldwide
information at any time from anywhere for everybody active in public education
and research. The Coalition for Action is based on the Göttingen Declaration on
Copyright for Education and Research of 5 July 2004. Six members of the alliance
of German research organizations (Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der
angewandten Forschung e.V., Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren
e.V., Hochschulrektorenkonferenz, Max-Planck-Gesellschaft,
Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz e.V. and Wissenschaftsrat),
372 learned societies, federations and institutions as well as 7,300
individuals were subscribers to this declaration.
Further information on the topic of a Copyright for Education and Research can be
found at IUWIS.
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Next Relevant Dates |
6. November 2020
Jahrestagung des Aktionsbündnisse (online)
Ein Status-Überblick zum Urheberrecht — national und in Europa
Programm und Anmeldung
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News |
April 6th 2021
The coaltion of action takes a position on the "draft law to adapt copyright law to the requirements of the digital single market".
Opinion of April 6, 2021 on the Draft Law.
Opinion of Februar 22, 2021 on the Draft Law.
Opinion of November 6, 2020 on the Draft Bill.
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October 7th 2020
Published by de Gruyter:
Rainer Kuhlen, „Die Transformation der Informationsmärkte in Richtung Nutzungsfreiheit — Alternativen zur Als-ob-Regulierung im Wissenschaftsurheberrecht“.
Online unter DOI: 10.1515/9783110693447
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February 28th 2018
UrhWissG comes into force — not a big progress, but greater legal certainty and some improvements
(Press Release)
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November 20th 2017
All presentations given at our anual meeting on November 8, 2017 are available online:
(Presentations).
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June 7th 2017
The copyright reform (UrhWissG) was passed — facilitation, but no reason to cheer
(Press Release)
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June 26th 2017
An appeal to the German Bundestag: The UrhWissG has to be passed without restrictions within this legislative period.
The Coalition for Action calls on the two chairmen of the CDU/CSU and of the SPD, Volker Kauder and Thomas Oppermann,
to release the governmental draft for the German Copyright Act for the vote in the Bundestag, and then
we call the members of the Bundestag to eatablish the law without restrictions.
(Press Release)
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May 22nd 2017
FAZ, you can not win this fight — distorted journalism in terms of copyright by publisher and managing director of FAZ newspaper
The action alliance criticizes the open letter of the editors and managing directors to the German Bundesrat of 12.5.2017 and of the 18.05.2017 to the deputies of the German Bundestag.
Through these letters the "makers" of the newspaper try to exert pressure on the legislature. This behavior can only be described as unusual and extremely dubious.
(Press Release)
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May 10th 2017
Der Bundesrat sollte sich nicht von den Untergangsszenarien des Börsenvereins blenden lassen.
Wir haben in einer Stellungnahme an den Bundesrat diesen aufgefordert, den Gesetzesentwurf zum
„Urheberrechts-Wissensgesellschafts-Gesetz — UrhWissG“ anlässlich seiner Plenarsitzung am
12. Mai 2017 nicht aufzuhalten, sondern im Prinzip zu unterstützen.
(Press Release).
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April 27th 2017
Die Zeit drängt: Bildung und Wissenschaft brauchen eine Reform des Urheberrechts!
Wir unterstützen weiter den vom Bundeskabinett beschlossenen Gesetzentwurf für eine Reform des Urheberrechts, jedoch
bedauern wir die Verschlechterungen des Regierungsentwurfs im Vergleich zum Referentenentwurf.
(Press Release)
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February 14th 2017
We make you aware that on the website
www.publikationsfreiheit.de is being tried, to manipulate
the public and in particular the authors in education and science with incorrect claims in favor of
publishers' interests.
(Press Release).
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January 24th 2017
The way has not yet come to an end — but the direction is right
The Coalition for Action sees in the draft bill for a "Copyright Law Knowledge Society Act —
UrhWissG" from the ministry for justice an important step in the direction of an education and science-friendly copyright law.
(Press Release)
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December 21st 2016
The road to the One General Exception for Education and Research (ABWS) should now be free now & mdash; Go ahead, Minister Maas!
(Press Release).
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December 15th 2016
KMK, VG Wort and HRK must finally create clarity
The joint press release of KMK, VG Wort and HRK from 9 December 2016 is a source of uncertainty and confusion in the universities.
What should actually be done with the electronic semester apprentices from 1 January 2017? Further is currently
deleted or placed texts invisible. There is a need for action!
(Press Release)
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December 12th 2016
And they seem to still be able to move - KMK and VG-Wort. And the university rector conference (HRK) is now on board.
However, the transitional regulation from the beginning of 2017 is still unclear.
Debt to the present obvious disaster around the framework
contract to § 52a UrhG is ultimately the intolerable delay tactics of the policy.
(Press Release).
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November 23rd 2016
Folder with our recommendations for dealing with the framework contract between KMK and VG-Wort to § 52a UrhG has been published.
(Press Release)
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November 16th 2016
Offener Brief an den Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz Heiko Maas: „Bitte lassen Sie den Schleier von
diesem verdeckten Objekt [dem Entwurf einer Bildungs- und Wissenschaftsschranke im Urheberrecht] wegreißen!
Der Öffentlichkeit ist das Spiel mit Andeutungen nicht länger zuzumuten.“
(Letter).
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older news is available from our archive |
Publications |
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All presentations given at our anual meeting von November 8, 2017 are online available:
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Was wissen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
über ihre Urheberrechte,
wie handeln sie, und was wünschen sie?
- Studie im Auftrag des Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft e.V.
-
Folder with our recommendations for dealing with the framework contract between KMK and VG-Wort to § 52a UrhG
- Version: 22 November 2016
- Format: A4 duplex
-
Folder on our Current Demands
- Version: August 2015
-
Folder on a Comprehensive Copyright Clause in Support of Education and Science
- Version: August 2015
-
Folder on the Right for a Second Publication for Scientific Articles
- Version: July 2015
-
Information als Vitamin für Innovation: Schranken oder Lizenzen für Forschung und Lehre?
- Compilation for the annual meeting on October 10, 2013
-
Breite Unterstützung für eine umfassende Verbesserung des Urheberrechts für Bildung und Wissenschaft
- Evaluation of a survey and policy implications, September / October 2011
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Relevant Links |
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IUWIS
project is developing a social networking for the topic of copyright in
education and research.
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