Pressemitteilung 06/07
vom 23. Mai 2007
Informationsversorgung (k)eine öffentliche Aufgabe mehr? Widersprüche im Bundesrat
Zusammenfassung
Das Aktionsbündnis ,,Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft" hat bei
den Ministerpräsidenten und Kultur-/Wissenschaftsministerien
angefragt, ob sie tatsächlich in Frage stellen wollen, dass
Informationsversorgung für die Wissenschaft eine öffentliche Aufgabe
ist. Zudem sei der Widerspruch zwischen dem vom Bundesrat 2006
geforderten Paradigmenwechsel zugunsten von Open Access und dem jetzt
vom Bundesrat Mai 2007erfolgten Beschluss, der privatwirtschaftlichen
Informationswirtschaft eine nahezu umfassende Zuständigkeit für die
Informationsversorgung von Bildung und Wissenschaft einzuräumen,
erklärungsbedürftig.
Ausführung
Das Aktionsbündnis ,,Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft" hat
sich in einem Anschreiben an die Ministerpräsidenten und einschlägigen
Minister der Länder gewandt, um zu erfahren, wie ernst der Bundesrat
die Frage gemeint hat, die er als Teil eines Beschlusses am 11.5.2007
formuliert hatte (Beschluss 139/07), nämlich ,,inwieweit die
wissenschaftliche Informationsversorgung eine öffentliche Aufgabe
ist". Nicht zuletzt diese Frage hat in Bildung und Wissenschaft große
Verunsicherung ausgelöst. Das Aktionsbündnis hat angefragt, ob ,,die
Länder sich tatsächlich von ihrer bislang wahrgenommenen
Verpflichtung zurückziehen und den Hochschulen keine Bibliotheken oder
Informationseinrichtungen mehr zur Verfügung stellen wollen?".
Im Mai 2006 ((Beschluss 257/06) war der Bundesrat noch ,,höchst
skeptisch, ob die Informationswirtschaft imstande sei, für die
Literatur- und Informationsversorgung von Bildung und Wissenschaft
angemessene Lösungen zu finden", und hatte der Bundesregierung
dringend empfohlen, über eine Anpassung des Urheberrechtsgesetzes
einen Einstieg in Open-Access-Publikationsformen zu unternehmen - Open
Access stellt ja Zugang und Nutzung von publiziertem Wissen frei.
Dies wurde vom Bundesrat als ,,Paradigmenwechsel im Bereich
wissenschaftlicher Veröffentlichungen an Hochschulen und
Forschungseinrichtungen" propagiert, um zur ,,Besorgnis erregenden
Entwicklung" auf dem internationalen Zeitschriftenmarkt ein
Gegengewicht zu setzen.
Die Länder - als die ,,Unterhaltsträger der Hochschulen und
Forschungseinrichtungen" - hatten mit Verweis auf § 2 Abs. 7
Hochschulrahmengesetz das ,,elementare Interesse [artikuliert], die mit
erheblichem Einsatz von Steuergeldern generierten wissenschaftlichen
Erkenntnisse einer breiten wissenschaftlichen Öffentlichkeit
zugänglich zu machen".
Heute, als Reaktion auf eine Mitteilung der EU-Kommission von Anfang
des Jahres, die deutlich den volkswirtschaftlichen Nutzen eines freien
Zugriffs auf wissenschaftliche Information herausstreicht und Mittel
bereitstellen will, um neue Open-Access-Modelle entwickeln zu lassen,
schließt sich der Bundesrat einer durchaus anders zu lesenden
Empfehlung einiger seiner Ausschüsse an (Europa, Recht, Wirtschaft).
In dem nun vorliegenden Beschluss wird der privatwirtschaftlichen
Informationswirtschaft eine nahezu umfassende Zuständigkeit für die
Informationsversorgung von Bildung und Wissenschaft eingeräumt und
tatsächlich die Frage gestellt, ob Informationsversorgung eine
öffentliche Aufgabe in der Wissenschaft sei.
Das Aktionsbündnis bittet die Länderpolitik nicht allein den
deutlichen Widerspruch in ihren Beschlüssen aufzuklären, sondern sich
weiter für das Open-Access-Prinzip einzusetzen und auch auf
Bundesregierung und Bundestag einzuwirken, damit auch im Urheberrecht
freie Fahrt für Open Access gegeben wird. Im übrigen weist das
Aktionsbündnis darauf hin, dass der ,,freie, sofortige und offene
Zugang zu wissenschaftlichen Informationen" keineswegs in einem
,,Spannungsfeld mit dem Schutz des geistigen Eigentums, insbesondere
des Urheberrechts" steht: Autoren bleiben in ihren
Persönlichkeitsrechten gänzlich geschützt. Die Publikationsfreiheit
der Autoren bleibt gewahrt.
Rainer Kuhlen
Sprecher des Aktionsbündnis ,,Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft"
Das Aktionsbündnis ,,Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft"
(http://www.urheberrechtsbuendnis.de/) wurde 2004 im Zusammenhang mit
der Novellierung der Urheberrechtsgesetzgebung in Deutschland
gegründet. Das Aktionsbündnis setzt sich für ein ausgewogenes
Urheberrecht ein und fordert für alle, die zum Zweck von Bildung und
Wissenschaft im öffentlichen Raum tätig sind, den freien Zugang zur
weltweiten Information zu jeder Zeit von jedem Ort. Grundlage des
Aktionsbündnisses ist die Göttinger Erklärung zum Urheberrecht für
Bildung und Wissenschaft vom 5. Juli 2004. Diese Erklärung wurde
unterzeichnet von sechs Mitgliedern der Allianz der
Wissenschaftsorganisationen (Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der
angewandten Forschung e.V., Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher
Forschungszentren e.V., Hochschulrektorenkonferenz,
Max-Planck-Gesellschaft, Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm
Leibniz e.V. und Wissenschaftsrat), von über 330 wissenschaftlichen
Fachgesellschaften, Informationseinrichtungen und Verbänden sowie von
mehr als 6.000 Einzelpersönlichkeiten. Sprecher des Aktionsbündnis sind
Prof. Kuhlen (Konstanz), Prof. Beger (Hamburg), Dr. Degkwitz
(Cottbus). Weitere Informationen über Nachfrage an: rainer.kuhlen at
uni-konstanz.de, beger at sub.uni-hamburg.de und degkwitz at
tu-cottbus.de
Impressum
Prof. Dr. Rainer Kuhlen
c/o Universität Konstanz
Postfach D-87
D-78457 Konstanz
Tel +49-(0) 7531-88-2879 Fax +49-(0) 7531-88-2048
rainer.kuhlen at uni-konstanz.de www.urheberrechtsbuendnis.de
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Next Relevant Dates |
6. November 2020
Jahrestagung des Aktionsbündnisse (online)
Ein Status-Überblick zum Urheberrecht — national und in Europa
Programm und Anmeldung
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News |
April 6th 2021
The coaltion of action takes a position on the "draft law to adapt copyright law to the requirements of the digital single market".
Opinion of April 6, 2021 on the Draft Law.
Opinion of Februar 22, 2021 on the Draft Law.
Opinion of November 6, 2020 on the Draft Bill.
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October 7th 2020
Published by de Gruyter:
Rainer Kuhlen, „Die Transformation der Informationsmärkte in Richtung Nutzungsfreiheit — Alternativen zur Als-ob-Regulierung im Wissenschaftsurheberrecht“.
Online unter DOI: 10.1515/9783110693447
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February 28th 2018
UrhWissG comes into force — not a big progress, but greater legal certainty and some improvements
(Press Release)
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November 20th 2017
All presentations given at our anual meeting on November 8, 2017 are available online:
(Presentations).
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June 7th 2017
The copyright reform (UrhWissG) was passed — facilitation, but no reason to cheer
(Press Release)
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June 26th 2017
An appeal to the German Bundestag: The UrhWissG has to be passed without restrictions within this legislative period.
The Coalition for Action calls on the two chairmen of the CDU/CSU and of the SPD, Volker Kauder and Thomas Oppermann,
to release the governmental draft for the German Copyright Act for the vote in the Bundestag, and then
we call the members of the Bundestag to eatablish the law without restrictions.
(Press Release)
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May 22nd 2017
FAZ, you can not win this fight — distorted journalism in terms of copyright by publisher and managing director of FAZ newspaper
The action alliance criticizes the open letter of the editors and managing directors to the German Bundesrat of 12.5.2017 and of the 18.05.2017 to the deputies of the German Bundestag.
Through these letters the "makers" of the newspaper try to exert pressure on the legislature. This behavior can only be described as unusual and extremely dubious.
(Press Release)
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May 10th 2017
Der Bundesrat sollte sich nicht von den Untergangsszenarien des Börsenvereins blenden lassen.
Wir haben in einer Stellungnahme an den Bundesrat diesen aufgefordert, den Gesetzesentwurf zum
„Urheberrechts-Wissensgesellschafts-Gesetz — UrhWissG“ anlässlich seiner Plenarsitzung am
12. Mai 2017 nicht aufzuhalten, sondern im Prinzip zu unterstützen.
(Press Release).
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April 27th 2017
Die Zeit drängt: Bildung und Wissenschaft brauchen eine Reform des Urheberrechts!
Wir unterstützen weiter den vom Bundeskabinett beschlossenen Gesetzentwurf für eine Reform des Urheberrechts, jedoch
bedauern wir die Verschlechterungen des Regierungsentwurfs im Vergleich zum Referentenentwurf.
(Press Release)
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February 14th 2017
We make you aware that on the website
www.publikationsfreiheit.de is being tried, to manipulate
the public and in particular the authors in education and science with incorrect claims in favor of
publishers' interests.
(Press Release).
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January 24th 2017
The way has not yet come to an end — but the direction is right
The Coalition for Action sees in the draft bill for a "Copyright Law Knowledge Society Act —
UrhWissG" from the ministry for justice an important step in the direction of an education and science-friendly copyright law.
(Press Release)
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December 21st 2016
The road to the One General Exception for Education and Research (ABWS) should now be free now & mdash; Go ahead, Minister Maas!
(Press Release).
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December 15th 2016
KMK, VG Wort and HRK must finally create clarity
The joint press release of KMK, VG Wort and HRK from 9 December 2016 is a source of uncertainty and confusion in the universities.
What should actually be done with the electronic semester apprentices from 1 January 2017? Further is currently
deleted or placed texts invisible. There is a need for action!
(Press Release)
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December 12th 2016
And they seem to still be able to move - KMK and VG-Wort. And the university rector conference (HRK) is now on board.
However, the transitional regulation from the beginning of 2017 is still unclear.
Debt to the present obvious disaster around the framework
contract to § 52a UrhG is ultimately the intolerable delay tactics of the policy.
(Press Release).
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November 23rd 2016
Folder with our recommendations for dealing with the framework contract between KMK and VG-Wort to § 52a UrhG has been published.
(Press Release)
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November 16th 2016
Offener Brief an den Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz Heiko Maas: „Bitte lassen Sie den Schleier von
diesem verdeckten Objekt [dem Entwurf einer Bildungs- und Wissenschaftsschranke im Urheberrecht] wegreißen!
Der Öffentlichkeit ist das Spiel mit Andeutungen nicht länger zuzumuten.“
(Letter).
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older news is available from our archive |
Publications |
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All presentations given at our anual meeting von November 8, 2017 are online available:
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Was wissen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
über ihre Urheberrechte,
wie handeln sie, und was wünschen sie?
- Studie im Auftrag des Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft e.V.
-
Folder with our recommendations for dealing with the framework contract between KMK and VG-Wort to § 52a UrhG
- Version: 22 November 2016
- Format: A4 duplex
-
Folder on our Current Demands
- Version: August 2015
-
Folder on a Comprehensive Copyright Clause in Support of Education and Science
- Version: August 2015
-
Folder on the Right for a Second Publication for Scientific Articles
- Version: July 2015
-
Information als Vitamin für Innovation: Schranken oder Lizenzen für Forschung und Lehre?
- Compilation for the annual meeting on October 10, 2013
-
Breite Unterstützung für eine umfassende Verbesserung des Urheberrechts für Bildung und Wissenschaft
- Evaluation of a survey and policy implications, September / October 2011
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education and research.
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